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Anne mit Nuk um Kindergarten

Wieder Montag. Die Kinder warten ungeduldig vor der Kindergartentüre, wie jeden Morgen. Heute kommt noch die Winterkälte dazu, die sie in die Wärme treibt. Wir haben im Kindergarten eine Arztpraxis eingerichtet und sprechen im Kreis übers Kranksein und Gesundwerden. Ein Kind erzählt, aus aktuellem Anlass, wie es am vergangenen Freitag den Arm gebrochen hat und was es darauf im Spital erlebt hat. Wir bestaunen die blaue Gipsschiene und hören gebannt zu, dass Röntgen nicht wehtut und dass auch die Mama im Spital übernachten durfte… Mein Stichwort, um Nuk, die uns morgen besuchen wird, ins Spiel zu bringen. Dürfen eigentlich auch Hunde ins Spital? Das Mädchen hat bei seinem Spitalaufenthalt keinen gesehen. Wir werden morgen Anne danach fragen… Die Kinder jubeln direkt los – Nuk und Anne kommen morgen!

 

Am nächsten Tag sind alle in ihre Aufgaben oder Spiele vertieft, als um 9 Uhr die Türe aufgeht und die beiden in die Garderobe hereinkommen. Anne trocknet Nuk die Pfoten ab, es ist nass draussen. Schon nach ein paar Sekunden sind sie umringt von einer freudigen Kinderschar – endlich sind sie da! Einige Kinder fragen erst Anne, wie sie es gelernt haben, ob sie Nuk streicheln dürfen, andere vergessen es und schmiegen sich an die ruhige, liebe Hündin oder strecken ihr die Hand hin, damit sie sie abschleckt. Anne ist konzentriert und beobachtet Nuk genau. Sie weisst die Kinder darauf hin, dass Nuk soeben etwas zurückgewichen ist und fragt sie, was das wohl zu bedeuten hat. Natürlich wissen die Kinder aus Erfahrung, dass sie jetzt Nuk wieder etwas Raum geben müssen. Wer darf heute Nuk an der Leine in den Kreis führen? Wir treffen uns alle im Kreis, wo jedes seinen Platz hat, auch Nuk und Anne. Damit alle Kinder Nuk begrüssen können, macht Anne mit Nuk eine Begrüssungsrunde. Dass Nuk besonders am Goodie in Anne’s Hand interessiert ist stört die Kinder überhaupt nicht. Sie geniessen es durch Nuks Fell zu streicheln oder sie kurz und innig zu umarmen. Zwischendurch liegt Nuk bei einem Kind ab. Dieses hat besonders Freude und streichelt noch intensiver. Ein Kind sitzt hinter seinem Kissen, es will der Hündin noch nicht so nah sein. Das ist in Ordnung, wir haben darüber gesprochen und abgemacht, dass jedes für sich spürt, wie viel Raum es braucht, genau wie Nuk vorhin in der Garderobe. Nach der Begrüssungsrunde wiederholen wir bekannte Sachen:

 

Wie verhalte ich mich, wenn ein Hund plötzlich auf mich zukommt, den ich nicht kenne? Die Kinder stehen auf und verwandeln sich in «Bäume». Gut verwurzelt stehen sie ruhig da und schauen zur Decke. Anne spaziert mit Nuk problemlos durch die Kinderschar hindurch als wäre es ein Wald. Im Vorbeigehen legt sie dem einen oder anderen Kind noch die Arme an den Körper. Nuk interessiert sich für laute und bewegte Sachen, nicht für langweilige «Bäume», die nicht mitspielen wollen. Die zweite Aufgabe ist schwieriger: Was machst du, wenn ein streunender Hund im Wald auf dich zukommt, und offensichtlich dein Zvieribrötli fressen will? Die Kinder sind im Zwiespalt. Wir werden uns einig, dass es besser ist das Sandwich fallen zu lassen, wenn es nicht anders geht, als dass es sich der Hund einfach nimmt. Die dritte Aufgabe ist für die Kinder wieder eindeutig und sie kauern sich wie ein «Stein» auf den Boden und schützen ihre Hinterköpfe mit den Händen. Genau so haben sie es von Anne gelernt. Wenn ein Hund angerennt kommt, der gefährlich knurrt und die Zähne zeigt, machst du dich am besten unsichtbar, wie ein Stein, der irgendwo liegt. Mittlerweilen haben die meisten Kinder keine Scheu mehr vor Nuk und Anne darf mit Nuk kreuz und quer durch die «Steine» spazieren, das eine oder andere Kind verlangt explizit, dass Nuk über sie steigen soll, ganz nah sein soll.

 

Nun wollen wir von Anne aber noch wissen, ob Hunde auch ins Spital gehen dürfen. Ins Menschenspital, denn vom Tierspital wissen wir es genau, seit Anne uns einmal erzählt hat, wieso die kleine Nuk als Baby ins Spital gehen musste. Natürlich weiss Anne Bescheid und erzählt uns, dass sie mit ihrem ersten Therapiehund Dasco manchmal Leute im Spital besucht hat. Die Kinder hören aufmerksam zu, als Anne ihnen erzählt, was sie alles machen musste, um im Spital eingelassen zu werden. Das beginnt schon damit, dass Anne und Dasco eine Therapiehundeausbildung absolviert haben und im Spital jeweils Bescheid gegeben haben bevor sie kamen. Zuhause wurde Dasco ausgiebig gebürstet, damit er beim Besuch möglichst wenig Haare verlor. Fürs Liegen neben den Patienten im Spitalbett hatte Dasco gelernt Hundesocken anzuziehen. Sich Socken anziehen zu lassen, damit zu laufen und sie auch anzubehalten – das beeindruckt die Kinder – werden doch auch sie immer wieder angehalten, ihre Finken wieder anzuziehen und anzubehalten. Zudem wissen die Kinder ja schon, dass Nuk an den Füssen kitzlig ist. Es war lustig, sie am Fell zwischen den Zehen fein zu kitzeln und wie sie dann den Fuss schnell wegzog. Natürlich haben die Kinder, wie immer, unzählige Fragen, versuchen gleich einiges mit Nuk aus oder verbinden Gehörtes mit eigens Erlebtem, das sie uns mitteilen wollen. Die Zeit vergeht wie im Flug.

 

Schon müssen wir uns wieder verabschieden. Drei Kinder dürfen ein Kunststück auswählen, das Nuk noch vorzeigen darf. Das beliebteste ist das Goodiespiel, bei dem Nuk ganz ruhig daliegen muss, während Leckerlis auf Ohren, Füssen Schwanz und sogar Schnauze gelegt werden. Erst auf Kommando darf Nuk aufspringen und alle Goodies fressen. Ich glaube, dass sich die Kinder sehr gut vorstellen können wie schwierig es ist, etwas das man ganz gern hat vor der Nase zu haben, es aber nicht zu schnappen. Heute darf sie noch bei Anne an den «Schärme» und eine Seitwärtsrolle vorzeigen bevor sie sich mit einer Schlussstreichelrunde von jedem Kind, das möchte, verabschiedet. Viele Kinder suchen und geniessen die Nähe zu Nuk sehr und möchten sie gleich hier behalten.

 

Die Kinder freuen sich schon auf das nächste Mal – dann sollen ein paar Kinder mal alleine bei Nuk (und Anne) sein können. Einige Kinder brennen schon darauf, Nuk einmal allein für sich zu haben, sie zu streicheln, ihr etwas zu erzählen oder ihr einfach ganz nah zu sein.

 

Merci Tuusig euch beidne für die wärtvolle Stunde wo dir üs gschänkt heit! Simone